Vom S-Bahnhof fahren wir in der Steegerstraße bis zum Beginn der Grüntaler Straße, biegen dort zwei mal links ab, unter den S-Bahn-Brücken hindurch, anschließend rechts auf den Kolonnenweg, parallel zur Bahn bis zur Bösebrücke.
Am 9. November 1989 wurde hier um 22.30 Uhr der erste Grenzübergang für alle in Richtung Westen geöffnet.
Auch das Straßenbahnnetz war geteilt. Im Westen durften damals nur Männer eine Straßenbahn fahren, im Osten fuhr jedoch eine Frau, die von der BVG nicht akzeptiert wurde, was widerum von der DDR zum Anlass genommen wurde, das Straßenbahnnetz zu spalten.
Das S-Bahn-Netz wurde ebenso ein Opfer der Politik: Da das gesamte S-Bahn-Netz (bis zum Jan. 1984) unter sowjetischer bzw. später unter DDR-Hoheit stand, riefen DGB und andere Organisationen zum Boykott der S-Bahn auf; mit der Folge, dass die S-Bahn in West-Berlin praktisch keine Rolle mehr spielte. Erst nach der Wende wurde die S-Bahn nach und nach wieder für ganz Berlin in Betrieb genommen. Nicht zuletzt deshalb hat die S-Bahn im Westen gefühlt wesentlich mehr Aufzüge als die U-Bahn.
Wir fahren weiter unter der Bornholmer Straße hindurch, die Norweger Straße entlang. Über den Schwedter Steg und eine lange Rampe gelangen wir auf die Schwedter Straße, über die Gleimstraße hinweg in den Mauerpark. Linker Hand sehen wir die Masten des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks. An der Bernauer Straße biegen wir rechts ab bis zum Nordbahnhof.
Die Bernauer Straße ist ein Symbol für die Teilung der Stadt und die Mauer. Die Häuser auf der Südseite gehörten zur östlichen Mitte, Straße und Bürgersteig zum westlichen Wedding. "Wenn wa aus dem Fenster ... kiekten, wa'n wa mit'm Kopp im Westen und mit'm Hintern im Osten" So beschrieb die spätere Sozialministerin von Brandenburg, Regine Hildebrandt, ihre Situation (Mauer-Radweg, S. 157)
Zwischen Skredlitzer und Ackerstraße finden wir heute die Gedenkstätte Bernauer Straße. "Die Kapelle der Versöhnung" erinnert u.a. an den Standort der Versöhnungskirche, die 1985 mit Billigung der DDR-Kirche an dieser Stelle gesprengt wurde.
Wir genießen einen kleinen Extra-Service, denn zufällig stoßen wir auf eine "Unterwelten"-Führung, bei der wir ein bisschen Mäuschen spielen und etwas über Tunnel mit gescheiterten und geglückten Fluchten erfahren.
Am Nordbahnhof - ehemals Stettiner Bahnhof - fahren wir nach Norden in die Gartenstraße, biegen links ab in die Liesenstraße. Ein kurzes Stück geht es nach rechts in die Müllerstraße, hinter der Boyenstraße links in den Zollweg, noch einmal rechts und links, dann sind wir auf der Walter-Nicklitz-Promenade am Schiffahrtskanal. An der Kieler Straße ist noch ein Wachturm zu sehen, der jetzt unter Denkmalschutz steht.
Nun führt uns der Weg direkt auf den Invalidenfriedhof, der einst 3000 Gräber von Adligen und Militärs beherbergte. Allerdings passte dieses Sinnbild preußischer Geschichte nicht so recht in das Selbstbild der DDR. Fast alle Gräber wurden abgeräumt, der Friedhof gesperrt und 1961 mit dem Mauerbau völlig zweckentfremdet.
Wir überqueren die Invalidenstraße und fahren weiter auf dem Alexanderufer. Rechts der Humboldthafen und der Hauptbahnhof, links der große Komplex der Charité. Vor uns das Kapelle-Ufer am Spreebogen. Wir blicken auf das Paul-Löbe-Haus auf der anderen Uferseite mit seinen Büros für die Bundestagsabgeordneten, auf das Reichstagsgebäude und die Kreuze direkt am Wasser, die an die Mauertoten erinnern. An der Marschallbrücke überqueren wir die Spree und fahren auf der anderen Uferseite zurück zum Reichstag und zum Brandenburger Tor.
Das letzte Stück des Mauerweges führt uns schließlich auf der Ebertstraße mit dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas im Nationalsozialismus zurück zum Potsdamer Platz.
Es würde den Rahmen sprengen, hier auch nur annähernd auf historisch und aktuell wichtige Standorte oder Ereignisse einzugehen. Wer mehr als nur die Strecke kennenlernen möchte, sollte diesen Abschnitt teilen und ggf. mehr Zeit für Abstecher einplanen. Die Strecke vom S-Bahnhof Wollankstraße bis Nordbahnhof mit der Bernauer Straße beträgt 5 km; die Strecke vom Nordbahnhof bis zum Potsdamer Platz 6 km.
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